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Das Förderprogramm gegen Meeresmüll lud ein zum „Marktplatz“ bei der ZUG – und mehr als 100 Teilnehmende kamen zur Veranstaltung in Berlin, die zeitgleich zur Veröffentlichung des vierten Fördercalls stattfand.
Sebastian Unger, Meeresbeauftragter der Bundesregierung, eröffnete die Veranstaltung gemeinsam mit ZUG-Geschäftsführerin Dr. Constanze Haug. In seiner Begrüßung betonte Unger die große Gefahr, die Plastikmüll im Meer für Lebewesen und deren Gesundheit darstellt. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigten immer deutlicher, wie sich Mikroplastik in Lebewesen und in der Nahrungskette anreichert, sodass es zum massenhaften Tod von Seevögeln, Fischen und Meeressäugern kommt. Die Verschmutzungskrise nannte er als eine der drei großen Krisen neben dem Artensterben und der Klimakrise.
Ansatz „my country first“ funktioniert nicht im Meeresschutz
Umfragen zeigten, wie zentral das Thema Meeresschutz und Plastikmüll in der deutschen Gesellschaft wahrgenommen werde, auch nach der Bundestagswahl im Februar werde dies ein wichtiger Punkt bleiben. Bei internationalen Formaten wie G7- oder G20-Treffen habe die Bundesregierung das Thema in den vergangenen Jahren immer wieder auf die politische Agenda gesetzt und Lösungswege vorangebracht, zuletzt mit dem Ocean Deal. Im Rahmen der UNEA wurde ein Prozess gestartet, um ein weltweites Plastikabkommen zu erzielen, denn die Problematik der Meeresvermüllung könne nur global erfolgreich gelöst werden. Das Förderprogramm gegen Meeresmüll zeige, wie das Meer uns zwingt, international zusammenzuarbeiten, denn der Ansatz „my country first“ funktioniere im Meeresschutz nicht. Den Start des vierten Förderaufrufs des Programms gegen Meeresmüll wertete Unger als ein wichtiges Signal nicht nur für die Akteurinnen und Akteure, sondern auch für die internationalen Verhandlungen zum Meeresschutz. Er kündigte an, dass am 6. und 7. Mai die erste nationale Meereskonferenz in Berlin stattfindet.
ZUG hat in verschiedenen Programmen Bezüge zu Meeresschutz
ZUG-Geschäftsführerin Dr. Constanze Haug erklärte, dass die ZUG als Projektträgerin für Umwelt, Natur und Klima auf verschiedenen Ebenen tätig ist: sowohl national als auch international und in unterschiedlichen Bereichen, nämlich zu Lande, zu Wasser und in der Luft, im Klima. Meeresschutz taucht im Portfolio der ZUG in verschiedenen Programmen auf, zum Beispiel bei der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI), die einen großen Fokus auf biologische Vielfalt legt, auf europäischer Ebene gebe es bei der Europäischen Umweltinitiative (EURENI) und beim EU-LIFE-Programm (L’Instrument Financier pour l’Environnement) Bezüge zum Meeresschutz, und auf nationaler Ebene spiele die Thematik im Rahmen des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz (ANK Meere und Küsten) und eben beim Förderprogramm gegen Meeresmüll eine Rolle.
Fokus des Förderprogramms gegen Meeresmüll erweiterte sich im Lauf der Jahre
In seiner Keynote skizzierte Dr. Axel Borchmann, Referatsleiter für naturverträgliche blaue Wirtschaft (Blue Economy), Meeresnutzungen in Nord- und Ostsee im Bundesumweltministerium und deutscher Verhandlungsführer für ein globales Plastikabkommen, wie sich in den vergangenen zehn Jahren der Schutz der Meere nach und nach entwickelte. Daraus folgte dann auch das Förderprogramm gegen Meeresmüll, das 2019 gestartet wurde. Bei der Etablierung des Programms war ein zentrales Anliegen die Adressierung des großen Anteils von Plastikmüll-Einträgen, der über große Flüsse stattfindet.
Der Fokus, der zunächst auf Ländern in Asien und Afrika lag, wurde nach und nach erweitert. Borchmann hob hervor, dass es häufig darum gehe, regionale Besonderheiten zu beachten, die im jeweiligen Land individuelle Lösungen erfordern. Hochtechnologische etablierte Lösungen, die in Europa funktionieren, seien in Ländern mit ganz anderen Voraussetzungen nicht einfach übertragbar. Wichtig seien verschiedene Zielsetzungen: Zum einen müsse der Zufluss von Plastikmüll gestoppt werden, zum anderen gehe es um die Vermeidung von Plastikmüll durch einen Fokus auf ein adäquates Produktdesign.
Neuer Förderaufruf 2025 hat drei Schwerpunkte
Dr. Janina Seemann, Fachgebietsleitung Meeresschutz, Europäischer Umwelt- und Klimaschutz (ZUG) und Auftragsverantwortliche für das Förderprogramm, führte in das Programm gegen Meeresmüll ein und gab Einblicke in den neuen Förderaufruf 2025. In den vergangenen Jahren wurden 82 Millionen Euro in 16 Projekten in 25 Partnerländern investiert. Es gibt verschiedene Förderschwerpunkte: Maßnahmen zur Verringerung der Produktion und des Verbrauchs von Kunststoffprodukten und –verpackungen, Maßnahmen zur Weiterentwicklung integrierter (Kunststoff-) Abfallwirtschaftssysteme sowie Maßnahmen zur Verringerung des Aufkommens von Meeresmüll aus signifikanten Punktquellen. Im Mittelpunkt des Förderaufrufs 2025 stehen Projekte in Small Island Developing States, Projekte in Ländern mit ausgeprägtem Bedarf im Rahmen der Entwicklung des globalen Plastikabkommens, Projekte in Ländern mit gesteigerter Vorbildfunktion und Projekte mit Fokus auf soziale Nachhaltigkeit.
Austausch zu Projekten und Partnerschaften an den Ständen des „Marktplatzes“
Im zweiten Teil der Veranstaltung präsentierten sich Organisationen und Akteur*innen im Bereich Meeresmüll an 13 Ständen des „Marktplatzes“. Die Teilnehmenden tauschten sich miteinander und mit den Ausstellenden zu bestehenden und möglichen Projekten und Partnerschaften in den Bereichen Plastikvermeidung, Abfall- und Kreislaufwirtschaft aus. Mit dabei waren wissenschaftliche Einrichtungen wie die Hochschule Aalen, die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, die Ostfalia-Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel und das Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit, aber auch Organisationen und Unternehmen im Umweltschutz und der Entwicklungszusammenarbeit wie die Denkfabrik Adelphi Consult, der WWF, die GIZ, Yunus Environment Hub, BOIDEL, Cradle2Cradle NGO, Ecocria Instituto und wirBerlin sowie an einem ZUG-Gemeinschaftsstand das Förderprogramms gegen Meeresmüll, LIFE und die Exportinitiative Umweltschutz (EXI).
Einblicke in Pilotvorhaben und Best Practices der Durchführungsorganisationen
Verschiedene Durchführungsorganisationen wie WWF, GIZ, Adelphi, BlackForest Solutions, Universität Rostock, Ostfalia-Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel und Bauhaus-Universität Weimar gaben mit Impulsvorträgen und Präsentationen spannende Einblicke in laufende Pilotvorhaben und gute Praxisbeispiele. Die vorgestellten Projekte Clean Caribbean, PROMAR, GIZ-Globalvorhaben, PROCEP, TouMaLi, ReMaL, REVFIN, SCIP Plastics, MaRe Design stießen auf großes Interesse. Die Themen reichten von dem Erreichen von Verhaltensänderungen über eine erweiterte Produkthaftung bis zu Ansätzen der Kreislaufwirtschaft, dem Recycling von Fischernetzen sowie sozialem Unternehmertum und der Einbeziehung des Informellen Sektors.
Weitere Informationen zum Fördercall 2025 des Programms gegen Meeresmüll.
Über das Förderprogramm gegen Meeresmüll
Meeresmüll ist eine weltweite Aufgabe: Die Vermeidung von Meeresmüll kann nur durch internationale Zusammenarbeit erreicht werden. Allein rund 23 Millionen Tonnen Plastikmüll werden jährlich in die Meere gespült. Um den Schutz der Meere zu verbessern, hat das Bundesumweltministerium 2019 das Förderprogramm gegen Meeresmüll „Marine Debris Framework – Regional hubs around the globe“ (Marine:DeFRAG)" ins Leben gerufen.
Die geförderten Projekte sollen dazu beitragen, die Entstehung von Plastikabfällen von vornherein zu vermeiden, sodass diese gar nicht erst in die Meere gelangen. Dazu sind Maßnahmen erforderlich, die kurz-, mittel- und langfristig funktionierende Abfall- und Kreislaufmanagementsysteme aufbauen und entwickeln, institutionelle Kapazitäten stärken und gesellschaftliche Transformation anstoßen.
Die Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH unterstützt das Bundesumweltministerium als Projektträgerin bei der Durchführung des Förderprogramms gegen Meeresmüll.