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Anke Herold erläutert im Interview die Aufgaben des Wissenschaftlichen Beirats für Natürlichen Klimaschutz, welche Entwicklungen im Landnutzungssektor bestehen und welche Schwerpunkte sie bei der Weiterentwicklung des ANK setzen würde.
Anke Herold ist wissenschaftliche Geschäftsführerin des Öko-Instituts e.V. und Co-Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats für Natürlichen Klimaschutz (WBNK), der Ende des letzten Jahres seine erste Stellungnahme veröffentlicht hat. Die Geoökologin war in der Zeit von 2008 bis 2018 Forschungskoordinatorin für internationalen Klimaschutz am Öko-Institut. In dieser Funktion hat sie zahlreiche Projekte auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene geleitet. Außerdem war sie als hauptverantwortliche Autorin an mehreren Berichten des Weltklimarats beteiligt und leitete über zehn Jahre zahlreiche Überprüfungsteams für die Berichterstattung unter der Klimarahmenkonvention.
Welche Aufgaben hat der Wissenschaftliche Beirat für Natürlichen Klimaschutz?
Der WBNK berät die Bundesregierung zu Fragen des Natürlichen Klimaschutzes und begleitet das Bundesumweltministerium wissenschaftlich bei der Umsetzung des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz (ANK). Es geht dabei um Stärkung und Wiederherstellung natürlicher und naturnaher Ökosysteme, um die Klimaschutzziele im Landnutzungssektor des Bundes-Klimaschutzgesetzes zu erreichen und darum, gleichzeitig die Biodiversität zu fördern.
Ziel des WBNK ist es, dass die öffentlich geförderten Maßnahmen zum Natürlichen Klimaschutz die größtmögliche Wirkung entfalten, insbesondere im Hinblick auf die Senkung von Treibhausgasen und den Schutz der Biodiversität.
Welche Entwicklungen bei den Emissionen in den Bereichen Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF-Sektor) sind am herausforderndsten?
Hier gibt es gleich mehrere Punkte: Die Bundeswaldinventur hat gezeigt, dass die CO2-Speicherleistung von Wäldern aufgrund von Klimafolgen wie Trockenheit, Schädlingsbefall und Sturmschäden deutlich beeinträchtigt und geringer ist als erwartet. Hier sind insbesondere die Fichtenwälder betroffen, während die Speicherleistung von Laubwäldern weniger gelitten hat. Daher ist es sehr wichtig, dass wir ein klimaangepasstes Waldmanagement betreiben, das die Speicherleistung des Waldes erhält. Entwässerte Moore sind erhebliche Treibhausgasquellen und es gibt umgekehrt hohe CO2-Einbindungspotenziale durch eine Wiedervernässung von Mooren. Aber die Wiedervernässung kommt noch zu schleppend voran. Zudem bleibt die Integration von Klimaschutzmaßnahmen in die landwirtschaftliche Bewirtschaftung unzureichend. Diese Entwicklungen erfordern eine zügigere Umsetzung der geplanten Maßnahmen und zusätzliche umfassende Maßnahmen, um die gesetzlich festgelegten Ziele erreichen zu können.
Wo würden Sie Schwerpunkte bei der Weiterentwicklung des ANK setzen?
Mit Blick auf die Klimaziele sollte die Wiedervernässung von Mooren und die Förderung naturnaher Waldstrukturen noch mehr gefördert werden, da diese zentrale Hebel für die CO2-Speicherung sind. Außerdem sollten finanzielle Anreize in der Landwirtschaft zur nachhaltigen Nutzung und Renaturierung geschaffen werden. Weiterhin ist die Stärkung der wissenschaftlichen Begleitung und ein verbessertes Monitoring in einigen Bereichen essenziell, um die Fortschritte zuverlässig zu messen. Schließlich müssen kommunale und regionale Klimaanpassungsmaßnahmen intensiver gefördert werden.